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Rumänische Griechisch-Katholische Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gläubige:

ca. 710.000

Leitung:

Großerzbischof von Fagaras und Alba Iulia, Residenz in Blaij

Diözesen:

 

7 Bistümer

Karte der Diözesen in Rumänien

Ritus:

Byzantinisch

Liturgiesprache:

Rumänisch

Homepage:

http://www.bru.ro/

 

- Geschichte -

Im 11. Jahrhundert wurde das durchgehend rumänisch und orthodox geprägte Siebenbürgen ein Teil des Ungarischen Reiches, was dazu führte, dass die Oberschicht von nun an fast ausschließlich aus Ungarn und den eingewanderten Deutschen bestand, die beide Römisch-Katholischen Glaubens waren. Im 16. Jahrhundert konvertierten zahlreiche Ungarn zur Calvinisch Reformierten Kirche, während die Deutschen (die so genannten Siebenbürger Sachsen) fast vollständig das Augsburger Bekenntnis annahmen und Lutheraner wurden. Zur gleichen Zeit fiel das Land in die Hände der osmanischen Eroberer, die aber nach der erfolglosen Belagerung Wiens (1683) schon 1687 durch die Truppen Kaiser Leopolds I. wieder vertrieben werden konnten. Leopold I. gliederte daraufhin Siebenbürgen in die habsburgischen Erblande ein. Von 1687 bis 1918 war Siebenbürgen nun ein Teil der Donaumonarchie, wovon nicht wenige Bauten in der Region bis heute Zeugnis ablegen.

Im Habsburgerreich verschlechterte sich die Situation der rumänischen orthodoxen Bevölkerungsmehrheit: Ihnen wurde der Zugang zu öffentlichen Ämtern und höherer Bildung verwehrt und sie waren den nicht-orthodoxen Landesherren leibeigen. Auch ihr kirchlich-liturgisches Leben wurde eingeschränkt und ihre Geistlichen hatten nicht dieselbe Rechtsposition wie der katholische Klerus. Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, dass die von Kaiser Leopold I. angeregte Mission der Jesuiten für eine Union mit Rom 1693 große Resonanz unter den orthodoxen Christen fand. In der Hoffnung auf eine Verbesserung der eigenen Situation akzeptierte Metropolit Athanasios von Transsylvanien 1698 die Union mit Rom, die im September 1700 von einer Synode formell beschlossen wurde.

Schlossen sich zu Beginn fast alle Orthodoxen in Siebenbürgen der Union an, kam es ab 1744 durch erfolgreiche Gegenmission zu einer breiten Rückkehrbewegung zur Rumänischen Orthodoxen Kirche. Auslöser für diese starke Gegenbewegung war die große Enttäuschung über die praktische Umsetzung der Union. Hoffte die rumänische Seite auf eine Union nach der Konzeption des Unionskonzils von Ferrara-Florenz, welches eine Gleichberechtigung des byzantinischen mit dem römischen Ritus vorsah und eine weit reichende Autonomie innerhalb der Katholischen Kirche, favorisierte die römische Seite stärker das Modell einer Rückkehrunion im Sinne des Konzils von Trient. Die Nicht-Anerkennung der empfangenen Bischofs- und Priesterweihe von Metropolit Athanasios und seine Wiederweihe wurden als schwere Demütigung empfunden. Zu diesem übereilten Fehl-Schritt kam es nach einem Gutachten der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät, obwohl er eindeutig dem Konzil von Ferrara-Florenz widersprach, das die Sakramente der Orthodoxen Kirche als gültig anerkannt hatte. Die Römische Kurie sprach sich ebenfalls gegen eine Wiederweihe aus, doch kam deren Antwortschreiben zu spät. Die starke Rückwanderungsbewegung zur Rumänischen Orthodoxen Kirche zwang Kaiserin Maria Theresia schließlich dazu, 1759 der Ernennung eines eigenen Rumänischen Orthodoxen Bischofs für Siebenbürgen zuzustimmen.

Eine weitere Enttäuschung für die Griechisch-Katholisch gewordenen Rumänen war die jurisdiktionelle Ausgestaltung der Union. Statt der erhofften Autonomie wurden die Griechisch-Katholischen Diözesen dem Römisch-Katholischen Erzbischof von Gran-Esztergom, also dem Primas von Ungarn, unterstellt, der sich nur im sehr beschränkten Maße für die Anliegen der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche engagierte. Erst 1853 erhob Papst Pius IX. die Diözese Fagaras-Alba Iulia – deren Bischöfe seit 1737 in Blaj residieren – zur Metropolie für alle Griechisch-Katholischen Gläubigen in Siebenbürgen mit drei von ihr abhängigen Suffraganbistümern.

Eine Blütezeit erlebte die Rumänische Griechisch-Katholische Kirche ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als viele Intellektuelle aus ihren Reihen kamen, welche für die Idee einer Rumänischen Nation einstanden und die sich durch die Gründung des deutlich vergrößerten Königreichs Rumänien nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 bestätigt sahen. Sie hatten maßgeblich Anteil an der nahtlosen Integration Siebenbürgens in den neu entstandenen Rumänischen Staat. Im Rumänischen Königreich wurde die Rumänische Griechisch-Katholische Kirche als Nationalkirche voll anerkannt und mit den gleichen Rechten ausgestattet wie die Rumänische Orthodoxe Kirche. Die Rumänische Griechisch-Katholische Kirche konnte sich in den darauf folgenden Jahren frei entfalten und zählte im Jahr 1940 um die 1,5 Millionen Gläubige in fünf Diözesen.

Eine einschneidende Zäsur bildete die Machtübernahme der Kommunisten in Rumänien nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ähnlich wie in der Ukraine und der Tschechoslowakei wurde im Oktober 1948 in Cluj-Napoca eine von Staatsseite erzwungene Synode von 36 Rumänischen Griechisch-Katholischen Geistlichen einberufen. Diese erklärte die Union mit Rom für ungültig und bat um die Wiederaufnahme in die Rumänische Orthodoxe Kirche. Ihre Güter wurden daraufhin konfisziert und größtenteils der Rumänischen Orthodoxen Kirche übergeben. Die Rumänische Griechisch-Katholische Kirche wanderte in den Untergrund, zahlreiche Priester und alle ihre Bischöfe wurden verhaftet und starben im Gefängnis, lediglich Bischof Juliu Hossu wurde 1964 todkrank aus der Haft entlassen und unter Hausarrest gestellt; er starb 1970.

Nach 41 Jahre der offiziellen Nicht-Existenz der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche trat die Wende im Dezember 1989 ein, als das Ceausescu-Regime gestürzt werden konnte. Schon nach wenigen Tagen lösten sich zahlreiche ehemalige griechisch-katholische Familien und Priester von der Rumänischen Orthodoxen Kirche und bildeten wieder eigene Kirchengemeinden und Diözesen. Bereits im Jänner 1990 wurden die Beschlüsse der Synode von 1948 für ungültig erklärt und im März desselben Jahres ernannte Johannes Paul II. für alle fünf Griechisch-Katholischen Diözesen in Rumänien neue Bischöfe. Drei Seminare wurden gegründet, und die pastoralen Strukturen konnten in kürzester Zeit wieder auf gesunde Füße gestellt werden.

Ein immer noch nicht vollständig befriedigend gelöster Punkt ist die Restitution der enteigneten Güter, besonders der Kirchengebäude, der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche. Anfangs forderte die Griechisch-Katholische Kirche die Rückgabe aller ihrer Gebäude, worauf die Rumänische Orthodoxe Kirche sich diesem Ansinnen mit der Begründung verweigerte, die Griechisch-Katholische Kirche habe gar nicht mehr den Bedarf wie in den 1940-er Jahren, da ihre Mitgliederzahlen nur noch ein Bruchteil von damals ausmachen würden. Nach einer mühsamen Diskussion um die aktuelle Zahl der Gläubigen der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche, die zwischen 2 Millionen und 200.000 schwankte, zeichnet sich mittel- und langfristig eine Versachlichung und Lösung des Konflikts ab. Erheblichen Anteil an dieser positiven Entwicklung dürfte der Papstbesuch von Johannes Paul II. in Rumänien 1999 gehabt haben, der von großer ökumenischer Sensibilität gekennzeichnet war, und die Bildung einer gemischten gemeinsamen Dialogkommission zwischen den beiden Kirchen.

Im Dezember 2005 ernannte Papst Benedikt XVI. den bisherigen Metropoliten von Fagaras-Alba Julia zum Großerzbischof, womit die Eigenständigkeit der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche eine größere Betonung erfahren hat, die sich selbst als Rumänische Kirche uniert mit Rom bezeichnet.

Da die Entstehung und die Geschichte der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche ein äußerst schwieriges Kapitel der Kirchengeschichte ist, in dem nicht selten verschiedene Geschichtsdeutungen und Narrative sich unversöhnlich gegenüberstehen, hat die Stiftung PRO ORIENTE 2001 eine internationale und interkonfessionelle Arbeitsgemeinschaft aus Theologen und Kirchenhistorikern zur Union von Siebenbürgen ins Leben gerufen, die sich alle zwei Jahre zu einem Arbeitstreffen einfindet, um in naher Zukunft ein gemeinsames Lehrbuch über die Ereignisse um die Union herauszugeben, das in den Schulen und Lehranstalten aller Art Verwendung finden soll. Um zu einer möglichst objektiven Darstellung zu gelangen, werden zurzeit noch alle verfügbaren Quellen gründlich untersucht und in der Arbeitsgemeinschaft diskutiert.

Seit 1987 gibt es mit Saint George’s in Canton (Ohio) eine eigene Eparchie für die rumänischen Katholiken des byzantinischen Ritus in den USA, der knapp 6.000 Gläubige angehören.