Die Regel des Deutschen Ordens
Der Deutsche Orden ist ein lebendiger Orden und er versteht auch seine Ordensregel als eine ‚lebendige Regel‘ entsprechend wurde und wird sie immer wieder an die Begebenheiten und Erfordernisse der jeweiligen Zeit angepasst. Somit verändert sie sich über die Jahre hinweg immer wieder, vor allem im Bereich des praktischen.
Da der Deutsche Orden in seinen Satzungen konkret auf die Zweige der Brüder, Schwestern und Familiaren eingeht, die letztlich eine Familie bilden, sind alle diese Dinge im ‚Ordensbuch‘ zusammengefasst.
Wer eine spannende Lektüre erwartet, der wird enttäuscht werden. Im Gegenteil. Die Regel ist zwar stark von der Heiligen Schrift durchsetzt, was auch gekennzeichnet wird, scheint aber wie ein lahmer Hund. Spannend wird erst der zweite Blick. Die Dinge, die nicht gekennzeichnet sind. Denn die Ordensregel ist auch vom Geist der Kirchenväter durchtränkt. Diese sind zwar nicht wörtlich zitiert oder die Gedanken gekennzeichnet, für den Kenner derselben aber nicht zu übersehen. So ist z.B. BR 12 eine eindeutige Anlehnung an die Confessiones des heiligen Augustinus.
Zweites Kapitel – Ruf zur Nachfolge
8 „Kommt her, folgt mir nach!“ (Mk 1,17) ruft dich Christus, denn das Reich Gottes ist nahe (vgl. Mk 1,15) Er ist unser Meister und Herr; sein Wort und sein Beispiel, sein Leben und sein Schicksal bestimmen auch unser Leben (vgl. Joh 13,15).
9 Christus ruft dich zu ungeteilter Nachfolge; folge freudig seinem Ruf ohne Zögern und ohne Vorbehalt, den „keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes“ (Lk 9,62); wenn du Vater oder mehr liebst als Christus, so bist du seiner nicht wert (vgl Mt 10,37).
10 Lerne von deinem Meister, der gütig und von Herzen demütig ist (vgl. Mt 11,29), und sei so gesinnt wie Christus Jesus (vgl. Phil 2,5). Halte dich daher vor Gott gering, sei bescheiden und dienstbereit gegen deinen Nächsten. Suche deine Ehre im Dienst an den Menschen, denn auch dein Meister ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben (vgl. Mt 10,45).
11 Durch die Taufe bist du geheiligt und mit dem Geist der Liebe besiegelt. Entfalte in deinem Leben diese Liebe zu Gott und zum Nächsten aus ganzem Herzen und allen Kräften, indem du den Geist der Bergpredigt (vgl. Mt 5,1-7,29) zu verwirklichen suchst. Zur Heiligkeit Christi und Gottes bist du berufen.
12 Christus ruft dich zu einem Leben in gottgeweihter Ehelosigkeit, Gehorsam und Armut. So wird dein Leben zu einer restlosen Hingabe an Gott. Es bleibt dein Auftrag, ganz frei und ungeteilt zu werden für Gott und den Dienst am Menschen. Durch diese engste Nachfolge Christi richtest du dein Leben ganz auf die Liebe zu Gott und den Menschen, auf das Reich Gottes und den Willen des Vaters. Du bist berufen, von den irdischen Dingen einen größeren Abstand zu wahren, um wach zu sein für deren inneren, ewigen Kern. Dein Leben soll zeigen, dass das Menschenherz erst zur Ruhe kommt, wenn alle Dinge „im Herrn“ gelebt und erfahren werden: in selbstloser Liebe, im Glauben an den Sinn des Kreuzes und in der Hoffnung auf die Auferweckung.
13 Nur im Glauben kannst du ein solches Leben wagen. Oft wird es schlichter und froher Glaube sein: die Erfahrung, Kind Gottes zu sein, Bruder Jesu, freigestellt für gutes Tun, ungeteilt, um den Glauben zu verkünden, ein reiches und erfülltes Leben. Aber es kann auch Situationen und Zeiten geben, in denen es schwerfällt. Menschliche Schuld, eigene oder fremde, oder widrige Umstände können zu Enttäuschung führen. Unter der Asche der Enttäuschung aber soll dein Glaube, deine Hoffnung und Liebe noch glühen. Deine Treue wird nicht vergebens bleiben. Du wirst erleben, wie nach solchen Prüfungen plötzlich neue Initiative und neue Freude aufbrechen.