Landkommende Altshausen
Bistum Konstanz
Land: Deutscher Orden
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I. Geschichte
Im Jahre 1264 schenkten die Herren von Biegenburg ihre Stammburg, wie auch ihre Güter in und um Altshausen, dem Deutschen Orden. Hierzu gehörte auch die Pfarrei Altshausen. Und nachdem in Biegenburg eine Kommende entstanden war, wurde diese im Jahre 1267 nach Altshausen verlegt[1]. Sehr schnell konnte die Kommende ihren Besitzstand ausbauen, so dass sie schon im Jahre 1300 an 31 Orten vertreten war. Mit der Kommende Beuggen galt sie als die reichste Kommende der Ballei Elsass-Burgund, womit sie seit 1288 immer wieder der Sitz des Landkomturs war und verschiedentlich mit dieser auch in Personalunion verwaltet wurde. Schließlich zum Sitz des Landkomturs geworden, wurde die Ballei 1386 vom Deutschmeister an den Hochmeister verpfändet, in dessen Besitz sie 1443 endgültig überging. Die Geschicklichkeit der Landkomturen führte jedoch zu einer Verselbständigung der Ballei, die zwischen 1522 und 1601 endgültig zu einer selbständigen Wahl des Landkomturs überging. In den Zeiten der Vakanz des Hochmeisteramtes hatte der Landkomtur, gemeinsam mit dem Landkomtur von Franken, sogar das Direktorium inne[2]. Am 28. April 1389 von König Wenzel mit dem Blut- und Halsgericht über Altshausen ausgestattet, war der Landkomtur als Reichsprälat Mitglied der Rheinischen Prälatenbank des Reichsfürstenrates und auch mit Sitz und Stimme auf der schwäbischen Grafenbank vertreten. Seit 1471 zu Reichsleistungen verpflichtet, ist er seit 1497 auch Mitglied des Reichstags[3]. In der Kommende selbst lebten 1410/11 in dem Kommendenkonvent vier Ritter- und drei Priesterbrüder[4]. Diese war 1414 mit einem Reinerlös von 14.183 fl die reichste Kommende der Ballei[5], doch brannte 1443 das Dorf Altshausen fast völlig nieder[6] und auch die Burg wurde fast vollständig zerstört. Man begann nun mit einem Neubau der Kommende, die seit 1444 endgültig die Landkommende der Ballei Elsass-Burgund war und 1544, wie auch 1589, umgebaut und vergrößert wurde[7]. Im Besitz der Kirchenpatronate von Altshausen, Michelwinnaden, Ebersbach, Fleischwangen, Esenhausen und Pfrungen[8], gelang dem Landkomtur Sigmund von Hornstein am 5. Juli 1568 auch noch der Erwerb von Schloss und Dorf Illerrieden[9], was ein Bild auf die gute Wirtschaftslage jener Jahre anzeigt. Die Kommendenkirche selbst war seit 1482 der Sitz einer Sebastians- und seit 1627 auch einer Rosenkranzbruderschaft. Kurzzeitig gab es, seit 1724, auch eine Skapulierbruderschaft[10]. Letzteres ist von besonderem Interesse, handelt es sich doch um eine karmelitische Spiritualität. Im Dreißigjährigen Krieg von schwedischen Truppen in Brand gesetzt, konnte die Kommende ab 1655 wieder hergestellt werden. Und schon 1729 wurde eine neue Schlossanlage geplant, mit deren Bau aber erst 1750 begonnen wurde[11]. Die Umbaumaßnahmen waren so umfassend, dass sie letztlich nicht mehr umgesetzt werden konnten. Zwar wurde die gotische Pfeilerbasilika St. Michael von 1413 in eine barocke Saalkirche verwandelt und auch die mittelalterliche Wasserburg, welche bereits 1544 umbauten erlebt hatte, in Angriff genommen, doch konnte diese nur noch in Teilen ausgeführt werden. Gemeinsam mit dem Hochmeister, dem Landkomtur von Franken und dem Domkapitel von Mainz, bildete der Landkomtur von Elsass-Burgund seit 1729 eine Gebetsbruderschaft. Eine geistliche Erneuerung, in deren Fahrwasser sicherlich auch die im Jahre 1735 geschehene Errichtung eines Priesterseminars in Altshausen zu sehen ist. Dieses orientierte sich an der Ordnung des Priesterseminars zu Mergentheim, doch blieb es stets von geringer Bedeutung und bestand vermutlich nicht einmal bis zur Säkularisierung der Kommende, welche 1805 durch Bayern eingeleitet wurde und endgültig am 12. Juli 1806 geschah und die Kommende dem Königreich Würtemberg zuordnete. Hierbei wurde dem letzten Landkomtur jedoch ein Wohnrecht in der Kommende auf Lebenszeit zugesprochen[12]. Aus verschiedenen Dörfern bestehend, zählte die Herrschaft der Landkommende 1806 immerhin 1.683 Untertanen[13].
II. Komture[14]
Siegfried von Mindelburg (ca. 1360)
Johann von Rotenstein (1371)
Heinrich von Schletten (1386-1398)
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Heinrich von Schletten (1400-1411)
Burkard von Schellenberg (1443-1457)
Rudolf von Rechberg (1446-1457)
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Rudolf von Rechberg (1461-1476)
Hermann von Luternau (1477-1481)
Wolfgang von Klingenberg (1481-1517)
Rudolf von Frieding (1517)
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Rudolf von Frieding (1522-1537)
Philipp von Ehingen (1537-1540)
Hans Werner von Reischach (1540-1549)
Sigmund von Hornstein (1549-1577)
Hugo Dietrich von Hohenlandenberg (1578-1600)
Christoph Thumb von Neuburg (1601-1626)
Johann von Stadion (1627)
Johann Jakob von Stein (1629-1649)
Heinrich Schenk von Castell (1649-1651)
Johann Werner Hundbiss von Waltrams (1652-1658)
Philipp Albrecht von Berndorf (1658-1666)
Johann Hartmann von Roggenbach (1666-1683)
Johann Friedrich von Baden (1684-1688)
Franz Benedikt von Baden (1688-1707)
Melchior Heinrich von Grandmont (1708-1709, Statthalter)
Franz Marquard von Falkenstein (1709-1717)
Johann Franz von Reinach (1718-1730)
Franz Ignaz von Reinach (1730-1735)
Philipp Anton von Froberg (1735, Statthalter)
Philipp Anton von Froberg (1736-1757)
Christian Moritz von Königsegg-Rothenfels (1758-1774)
Beat Konrad Reutner von Weil (1774-1803)
Franz Heinrich von Reinach (1793-1806)
[1] https://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=682 (18.11.2018)
[2] https://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=669 (18.11.2018)
[3] Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 28 Qu. 38
[4] Marian Biskup, Visitationen im Deutschen Orden im Mittelalter. Teil I, Marburg 2002, S. 64
[5] Karl Otto Müller, Beschreibung der Kommenden der Deutschordensballei Elsaß-Schwaben-Burgund im Jahre 1393, Stuttgart 1958, S. XXI
[6] Burgen und Schlösser des Deutschen Ordens, Bad Mergentheim 1997, S. 6
[7] Kommende des Deutschen Ordens: Mainau, Waldenburg, Schloss Beuggen, Liste der Kommenden des Deutschen Ordens, Kommende Ramersdorf, Books LLC 2010, S. 140
[8] https://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=669 (18.11.2018)
[9] Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 28 Qu. 43
[10] https://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=669 (18.11.2018)
[11] Kommende des Deutschen Ordens: Mainau, Waldenburg, Schloss Beuggen, Liste der Kommenden des Deutschen Ordens, Kommende Ramersdorf, Books LLC 2010, S. 140-141
[12] https://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=669 (18.11.2018)
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschordenskommende_Altshausen (17.11.2018)
[14] Pascal Paul Schneller, Komture von Altshausen, in: 800 Jahre Deutscher Orden an Ober-, Hochrhein und in der Schweiz, Selbstverlag der Komturei „Am Oberrhein“ des Deutschen Ordens 2021, S. 105-106