Kommende Köniz
Bistum Lausanne
Land: Deutscher Orden, Kanton Bern (1729)
I. Geschichte
König Heinrich übertrug das im Dorf Köniz gelegene Augustinerchorherrenstift in einer Urkunde vom 15. August 1226 an den Deutschen Orden[1]. Mit den Gebäuden kamen auch die Rechte und Güter des ehemaligen Stiftes, wie auch die Pfarrkirche, an den Orden. Da sich die Chorherren gegen die Übereignung ihres Stiftes zur Wehr setzten, zog sich die Übergabe bis zum Frühjahr 1236 hin, und erst ein Schiedsspruch des Papstes vom 31. Mai 1243 brachte das Stift dann endgültig an den Deutschen Orden, gemeinsam mit den verschiedenen Pfarrpatronaten der Umgebung[2]. Die Kommende, die zwischen 1236 und 1238 besiedelt wurde, hatte bis 1267 mit dem Haus in Bern eine Filiale und wurde seit 1256 offiziell als Kommende Köniz-Bern bezeichnet. Mit Bern verlor die Kommende nicht nur ihre Filiale, sondern auch zwei ihrer sechs inkorporierten Pfarreien. In der Kommende lebten 1262 drei Ordensbrüder, von denen einer der Komtur und einer der Pfarrer war[3]. Handelte es sich bei dem Komtur stets um einen Ritterbruder, waren die übrigen Brüder des Konventes, der stets zwischen vier und sechs Personen zählte, zumeist Priester[4]. Lebten 1410/11 in der Kommende noch je vier Ritter- und Priesterbrüder[5], so sank ihre Zahl bis 1451 auf drei Ordensbrüder[6]. Die Besitzungen der Kommende, welche das Niedergericht über Köniz besaß, wurden durch Käufe und Tausch auf die nähere Umgebung beschränkt. Auch gab es zahlreiche Schenkungen, die jedoch seit der zweiten Hälft des 14. Jahrhunderts stark zurückgingen. Die Einnahmen der Kommende, die sich in den Jahren 1393 und 1414 auf 571 Gulden beliefen, stammten aus Eigenwirtschaft, Lehenzinsen, Kirchenzehnten und Laienzehnten[7]. Baulich wurde die Kommende 1261/65 vergrößert. Als es in den Konventsgebäuden zu einem Brand gekommen war, konnten diese 1395 erneuert und im frühen 16. Jahrhundert noch einmal umgebaut werden. Doch schon bald brachte die Reformation das Ende der Kommende. Am 4. August 1527 unterstellte der Magistrat der Stadt Bern alle Klöster auf seinem Herrschaftsgebiet direkt seiner Aufsicht und hob sie am 7. Februar 1528 auf[8] und beschlagnahmte die Güter. Der letzte Komtur floh nach Altshausen, konnte dabei aber das Archiv der Kommende retten. Wenn die Ballei im Jahre 1552 auch eine Rückgabe der Güter erreichte, so wurde die Kommende doch nicht mehr besetzt und zukünftig von einem Vogt verwaltet. Im Jahre 1729 kaufte die Stadt Bern für 120.000 Reichstaler dem Orden die Besitzungen der ehemaligen Kommende Köniz ab[9].
II. Komture[10]
Heinrich (1241)
Burkhard (1256)
Heinrich (1257)
Heinrich (1258-1262)
Goezinus (1263)
Konrad von Fischerbach (1268-1274)
Burkard von Schwanden (1275)
Konrad von Fischerbach (1276-1277)
Volpert (1277)
Konrad von Fischerbach (1278)
Heinrich von Blansingen (1279)
Konrad von Fischerbach (1292)
Werner Fasser (1309)
Rudolf Kuchlin (1310)
Otto von Schliengen (1312)
Werner Fasser (1316-1319)
Konrad von Sigolsheim (1319-1322)
Peter von Strassburg (1325-1329)
Konrad von Kramburg (1331-1338)
Mangold von Brandis (1338-1345)
Hartmann van Ballwil (1345-1346)
Heinrich von Dettingen (1348-1355)
Mangold von Brandis (1356)
Roman von Kuchimeister (1356)
Werner von Brandis (1357)
Ulrich von Königsegg (1357-1358)
Franz Senno (1364)
Vinzenz von Bubenberg (1365-1368)
Friedrich von Ebersberg (1368)
Günther von Strassburg (1373-1376)
Arnold Schaler (1377-1379)
Johann von Gerstungen (1386-1388)
Johann Böcklin (1392)
Franz Senno (1393-1398)
Hans von Erlach (1408-1414)
Daniel von Schletten (1418, 1430)
Hans von Neuenhausen (1442-1444)
Hans Truchseß von Rheinfelden (1445-1451)
Hermann von Erlach (1452-1454)
Rudolf von Rechberg (1460)
Andreas Schmitt (1462)
Rudolf von Rechberg (1466-1476)
Christoph Reich von Reichenstein (1485-1492)
Rudolf von Andlau (1497)
Christoph Reich von Reichenstein (1500)
Rudolf von Fridingen (1503-1519)
Albrecht von Breitenlandenberg (1519-1523)
Hans Heinrich von Vogt von Altensumerau und Prasberg (1523-1528)
[1] Armand Baeriswyl, Kommende Köniz, in: 800Jahre Deutscher Orden an Ober-, Hochrhein und in der Schweiz, Selbstverlag der Komturei „Am Oberrhein“ des Deutschen Ordens 2021, S. 230
[2] Hans G. Boehm, Die Deutschordens-Ballei Elsaß-Burgund, Bad Mergentheim 1990, S. 26-27
[3] Armand Baeriswyl, Kommende Köniz, in: 800Jahre Deutscher Orden an Ober-, Hochrhein und in der Schweiz, Selbstverlag der Komturei „Am Oberrhein“ des Deutschen Ordens 2021, S. 231-232
[4] Armand Baeriswyl, Kommende Köniz, in: 800Jahre Deutscher Orden an Ober-, Hochrhein und in der Schweiz, Selbstverlag der Komturei „Am Oberrhein“ des Deutschen Ordens 2021, S. 235
[5] Marian Biskup, Visitationen im Deutschen Orden im Mittelalter. Teil I, Marburg 2002, S. 65
[6] Marian Biskup, Visitationen im Deutschen Orden im Mittelalter. Teil II, Marburg 2004, S. 130
[7] Armand Baeriswyl, Kommende Köniz, in: 800Jahre Deutscher Orden an Ober-, Hochrhein und in der Schweiz, Selbstverlag der Komturei „Am Oberrhein“ des Deutschen Ordens 2021, S. 233-234
[8] Armand Baeriswyl, Kommende Köniz, in: 800Jahre Deutscher Orden an Ober-, Hochrhein und in der Schweiz, Selbstverlag der Komturei „Am Oberrhein“ des Deutschen Ordens 2021, S. 238-239
[9] Hans G. Boehm, Die Deutschordens-Ballei Elsaß-Burgund, Bad Mergentheim 1990, S. 26-27
[10] Armand Baeriswyl, Kommende Köniz, in: 800Jahre Deutscher Orden an Ober-, Hochrhein und in der Schweiz, Selbstverlag der Komturei „Am Oberrhein“ des Deutschen Ordens 2021, S. 243-244