Kommende Ulm
Bistum Konstanz
Land: Reichsstadt Ulm
I. Geschichte
Ihren Ursprung findet die Kommende in einer Stiftung des Markgrafen Friedrich von Baden. Diese, bestehend aus Acker- und Weideland, Mühlen, Gewässern und Wäldern, wurde dem Orden zwischen 1216 und 1221 von dessen Bruder Hermann V. von Baden ausgehändigt. Als weiterer Stifter wird Meinloh von Söfflingen genannt1, der dem Orden das in der Reichsstadt liegende Kommendengebäude und die Kirche übertrug2. Eine Urkunde des Jahres 1226 belegt dann endgültig die Existenz der Kommende Ulm, der 1228 der Kauf des Gutes Tannheim, mit dessen Patronat, bestätigt wurde. Hatten die Grafen von Kirchberg dem Haus 1265 die Lehenherrschaft eines in Witzighausen gelegenen Gutes übertragen, so gelangten 1272 die Zehnten von Hof und Nordernhart, 1277 ein Hof in Dellmensingen und 1278 Besitzungen in Burtenbach und Scheppach als Schenkung an die Kommende. 1274 aus einem achtköpfigen Konvent bestehend, gehörte das Haus nicht zu den finanzstärksten. Hierzu verlor die Kommende 1284 noch das Patronat über die Kirche von Asch, um das sie mit den Grafen von Helfenstein gestritten hatte3. Noch im selben Jahr (1284) wurden Güter und Kirchensatz in Zöschingen erworben4, doch gab es hierüber immer wieder Auseinandersetzungen mit dem Grafen von Oettingen. Diese konnten erst 1287 endgültig beigelegt werden5. Eine verbesserte Finanzsituation ermöglichte zwischen 1295 und 1299 den Erwerb von Gütern in Stockheim, Temmenhausen, Bermaringen und Öllingen. 1304 besetzten die Anhänger des zurückgetretenen Hochmeisters Gottfried von Hohenlohe die Kommende mit einem Gewaltstreich und vertrieben die dort lebenden Konventsherren6. Konnte die Kommende innerhalb des Ordens nun auch erst einmal unabhängig entwickeln, so wurden ihre Besitzungen auf dem Gebiet der Reichsstadt Ulm gegenüber der Stadt steuerpflichtig. Dies hatte ein Privileg von König Albrecht I. im Jahre 1300 festgelegt. 1318 wurde die Kommende zudem in die Befestigungsanlage der Stadt einbezogen. Hierzu musste der Komtur nicht nur Land eintauschen, sondern auch den Bau eines Turmes auf dem Gebiet der Kommende genehmigen. Dieser sollte nicht nur voll in die Stadtmauer integriert sein, sondern auch eine Tür auf das Grundstück der Kommende haben. Überhaupt muss es in dieser Zeit zahlreiche Auseinandersetzungen gegeben haben, denn im Jahre 1321 wurde mit Konrad Gusse ein Ordensbruder als ständiger Rechtsbevollmächtigter bestellt. Die Schlacht von Mühldorf brachte den Besitzungen des Ordens einen solchen Schaden, dass die Stadt dem Orden zum Ausgleich 1330 den Bau einer Mühle auf städtischem Grund genehmigte. War das Haus bis zu diesem Zeitpunkt der Stadt in Privilegien unterlegen, änderte sich das mit der Bestellung des kaiserlichen Ratgebers, Heinrich von Zipplingen, zum Komtur (1333). So erhielt die Kommende noch 1333 als Entschädigung für eine durch den kaiserlichen Amtmann entzogene Mühle, das Patronat über die Pfarrei Herrlingen. 1334 befreite Kaiser Ludwig die Kommende aus der Gewalt der Vögte, der Richter, des Amtmanns und der Bürger. Hierzu kam noch die Befreiung von Steuer und Dienst gegenüber dem Reich und der Kaiser selbst als Schutzherr. Mit der Wahrnehmung dieser Schutzfunktion beauftragte der Kaiser die Stadt, zu der sich das Verhältnis nun positiv entwickelte und die die von der Kommende erworbenen Äcker, welche auf dem Stadtgebiet lagen, 1343 von Steuern und Diensten befreite. Hierfür sollte der Orden auf den Zugewinn weiterer steuerpflichtiger Güter innerhalb der Stadtgemarkungen verzichten. Ihren größten Erfolg konnte die Stadt jedoch mit dem 1343 dem Haus verliehenen Bürgerrecht feiern. Die Anlage einer reichsfreien Stellung war damit vertan, denn fortan war die Kommende dem Stadtrat steuerpflichtig und durfte von Ulmer Bürgern nur noch vor diesem verklagt werden. Eine bessere Nutzung des städtischen Marktes war keine Entschädigung für eine immer stärkere Abhängigkeit von der Stadt. In den 1330er Jahren konnte der Komtur weitere Güter, Äcker und Fischereirechte erwerben. Unter anderem auch 1342 das Fischereirecht im Stadtgraben. Zu dieser Zeit erwarb die Kommende auch den Kirchensatz zu Segringen. 1343 kaufte sie dann die Pfarrei Lautern, mit der dazugehörigen Reichsvogtei, ihren Gütern und Untertanen. Hierzu kam 1344 die Vogtei über zwei Güter zu Bermaringen, 1345 die Güter und Zehnten zu Rieden, wie auch alle Zehnten der Pfarrei Lautern. Als Heinrich von Zipplingen 1346 verstarb, war die Glanzzeit der Kommende vorüber. Schon bald stellten sich finanzielle Schwierigkeiten ein, es kam zu Verschuldungen und 1357 mussten sogar Äcker veräußert werden. Möglicherweise fanden die Schulden ihren Ursprung im Neubau der Kommende, welcher noch unter Heinrich von Zipplingen begonnen wurde. Die Kommendenkirche, in der täglich zwei hl. Messen gelesen wurden7, wurde zwischen 1342 und 1347 errichtet8. Mit dem Erwerb der Mühle, des Neugereuth und des Holzzehnten, die man 1361 von der Abtei Neresheim erwarb, konnte der Besitz in Zöschingen abgerundet werden. Einen weiteren Besitzschwerpunkt konnte die Kommende in Bollingen aufweisen. Hier erwarb sie durch Tausch 1432 die Pfarrei9, samt Vogtei10, und kaufte 1436 fünf Höfe, sieben Lehen, ein Haus, eine Hofraite und Leibeigene auf11. Kaiser Friedrich III. verlieh der Kommende, welcher 1410/11 vier Ritter- und zwei Priesterbrüder12 und 1451 ein Ritter- und drei Priesterbrüder zugehörten13, 1487 dann auch das Gericht über ihre Untertanen im Dorf Bollingen14. Zu diesen Besitzungen kamen noch zahlreiche Benefizien. So in Bermaringen (bis 1576), Temmenhausen (1436-1576), Herrlingen (1339), Wippingen (1472), die Pfarreien Lautern (1343)15, Herrlingen (1333)16, Tomerdingen, Eberbach und die Stadtpfarrei Winnenden. Alle diese Pfarreien waren dem Bischof von Konstanz gegenüber abgabepflichtig17. In der Kommende, die 1513 einen Ritter- und vier Priesterbrüder zählte, schrieb zwischen 1517 und 1520 der Priesterbruder Johannes Böhm OT seine Völkerkunde „Omnium gentium mores“. Ihrem Reichsstand und der zeitigen Abberufung des Komturs Martin Beiser von Ingelheim, einem Anhänger der Reformation, sicherte die Kommende auch nach der Reformation ihr Fortbestehen in der protestantischen Reichsstadt. Zwar ließ der Stadtrat die Kommende während des Schmalkaldischen Krieges (1630) und während seines Bündnisses mit den Schweden (1632-1635) im Dreißigjährigen Krieg besetzen, musste sie aber dann doch immer wieder herausgeben. Trotzdem gelang es dem Stadtrat auch weiterhin, die Gottesdienste und Predigten in der Kommendenkirche zu überwachen. Die Kommende, deren Seelsorge oftmals von einem Augustinerchorherren von Wengen gewährleistet wurde und die einen umfangreichen Streubesitz hatte, gegliedert in fünf Amtsbereiche, erhielt 1699 eine neue Kapelle und wurde schließlich zwischen 1719 und 1724 neu errichtet. 1789 wurde sie schließlich aufgehoben und die Güter von einem dem Hochmeister unterstellten Obervogt verwaltet18.
II. Komture19
Friedrich von Giengen (1277-1281)
Ulrich von Kammlach (1294)
Hartmann (1295)
Egeno von Staufen (1311-1318)
Ulrich von Waldenstein (1330)
Heinrich von Zipplingen (1333-1345)
Heinrich der Kittler (1346-1354)
Herold von Ohrn (1354)
Marquard Zöllner von Rothenstein (1357)
Heinrich Reck von Hegy (1359-1362)
Bark von Steinheim (1363)
Heinrich von Preysing (1381-1399)
Johann von Sachsenheim (1401-1420, 1427)
Johann von Venningen (1421-1434)
Simon von Leonrod (1437, 1446-1469)
Hans von Finsterlohe (1469-1485)
Georg von Diemar (1486-1492)
Johann von Nothaft (1500)
Hans Martin Edelweck von und zu Schonau (1595-1608)20
Johann Heinrich von Kageneck (1705-1706)21
Johann Baptist von Roll zu Bernau (1732-1733)22
1 Dieter J. Weiss, Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, Neustadt 1991, S. 85
2 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 146
3 Dieter J. Weiss, Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, Neustadt 1991, S. 85-87
4 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 161
5 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 147
6 Dieter J. Weiss, Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, Neustadt 1991, S. 88
7 Dieter J. Weiss, Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, Neustadt 1991, S. 251-255
8 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 146
9 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 147
10 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 152
11 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 153
12 Marian Biskup, Visitationen im Deutschen Orden im Mittelalter. Teil I, Marburg 2002, S. 63
13 Marian Biskup, Visitationen im Deutschen Orden im Mittelalter. Teil II, Marburg 2004, S. 129
14 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 154
15 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 147
16 Staatsarchiv Ludwigsburg, JL 425 Bd. 26 Qu. 149
17 Dieter J. Weiss, Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, Neustadt 1991, S. 255
18 http://www.kloester-bw.de/klostertexte.php?kreis=&bistum=&alle=1&ungeteilt=&art=&orden=Deutscher Orden&orte=&buchstabe=&nr=597&thema=Geschichte (15.12.2009)
19 Dieter J. Weiss, Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, Neustadt 1991, S. 483-486
20Jörg Seiler, Der Deutsche Orden in Frankfurt, Marburg 2003, S. 517
21Jörg Seiler, Der Deutsche Orden in Frankfurt, Marburg 2003, S. 521
22Jörg Seiler, Der Deutsche Orden in Frankfurt, Marburg 2003, S. 522