Kommende Welheim

Ballei Aldenbiesen / Ballei Westfalen (um 1300)

Erzbistum Köln

Land: Kurfürst-Erzbistum Köln

I.         Geschichte

Eine zentrale Figur bei der Gründung der Kommende Welheim ist der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden. Dieser beurkundete 1252 die Stiftung des Zehnten zu Osterfeld, getätigt durch Gerhard von Arberg, welcher diesen selbst zuvor durch den Erzbischof zu Lehen erhalten hatte. Auch den Kauf eines Zehnten von der Abtei Prüm, welche der Komtur der Kommende 1254 tätigte, wurde durch den genannten Erzbischof beurkundet. Diese ist von besonderem Interesse, nennt sie doch die ersten acht Ordensbrüder Kommende mit Namen. Mit einem 1257 überschriebenen Zehnten, können wir dann wirtschaftliche Gründung der Kommende als abgeschlossen betrachten[1] Der erste Komtur der Kommende, Gerhard von Straberg, stammte als Erzbischöfliche Küchenmeister aus dem Umfeld des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden[2] und auch die  ersten Brüder kamen wohl aus der Kommende St. Katharina in Köln. Die mit 80 Morgen Acker- und 70 Morgen Weideland ausgestattete Kommende besaß weder Immunität, noch Jurisdiktion. Lediglich im Stand eines adligen Freigutes, verfügte die Kommende über die niedere Gerichtsbarkeit über ihre wenigen Hofsassen, deren Zahl sich z. B. 1668 auf zwei belief. Die Kommende, deren Kapelle das Patrozinium St. Marien und St. Elisabeth war und zu welcher ursprünglich auch die Kommende in Duisburg gehörte[3], wechselte um das Jahr 1300 von der Ballei Aldenbiesen in die Ballei Westfalen[4]. Anfang des 14. Jahrhunderts vor allem mit über 400 Ha Grund- und Weideflächen um Duisburg ausgestattet, gehörte sie zu den bedeutendsten Grundbesitzern der Umgebung. Der tierische Bestand des Gutes wurde 1369 mit 11 Wildpferden, 18 Ackerpferden, 2 Reitpferden, 72 Rindern, 64 Schweinen und 306 Schafen angegeben. Ein Streitpunkt war das gewohnheitsmäßige Weiderecht der Kommende in der Borbecker Mark. Ein Prozess vor dem Gericht in Recklinghausen, im Jahre 1453 gegen das Damenstift in Essen, führte zu keiner Lösung. Als das Vieh gegen ein Lösegeld weggetrieben wurde und der Komtur sich weigerte zu bezahlen, eskalierte der Streit zunehmend. Am 10. August 1466 stürmten Essener Truppen die Kommende Welheim mit Waffengewalt. Hierbei wurden nicht nur zwei Türme und zwei Mühlen in Brand gesetzt, sondern bei einem Schusswechsel auch ein Mann getötet, der Komtur und die Hofbewohner in Gefangenschaft genommen und das Inventar zertrümmert. Nach vier weiteren Jahren gerichtlicher Einigung, musste das Stift der Kommende eine Entschädigung zahlen und ihr ein Weiderecht einräumen. Erst jetzt wurde die Freilassung des Komturs verhandelt[5]. In den kommenden Jahren in wirtschaftlichem Niedergang begriffen, betrugen die Einnahmen der Kommende betrugen 1533 und 1565  400 Gulden. Und, obwohl die Kommende bereits verschuldet war, machte Komtur Wilhelm von Overlacker (1529-1535) neue Schulden. Als Komtur abgesetzt, griff er das Haus noch zweimal mit Waffengewalt an und plünderte es, wozu er die stillschweigende Unterstützung des Herzogs von Jülich-Berg hatte. Verschiedene Truppendurchmärsche, im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, führten zu wiederholten Plünderungen der Kommende und damit zu einer steigenden Verschuldung. Nachdem es im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges zu einem Niederbrennen des Prinzipalhauses kam, woraufhin der Komtur zu seiner Familie übersiedeln musste, konnte die Kommende seit 1654/55 wieder ausgeglichene Bilanzen vorweisen. Mit wachsenden Einnahmen versehen, konnte man in den 1660er Jahren sogar wieder an den Aufbau des Komturhauses denken. Die diffuse Wirtschaftsführung des Komturs Eberhard von Dellwig (1671-1674), führte in nur kurzer Zeit zu einer Schuldenlast von 3.247 ½ Talern. Sein Nachfolger, Johann von Plettenberg, verzichtete über mehrere Jahre auf seine Einnahmen, so dass daraus die Schulden getilgt und die Kommende schließlich 1681 schuldenfrei war. Im 18. Jahrhundert konnte die Kommende dann eine ausgeglichene Bilanz aufweisen, die lediglich in Zeiten besonderer Belastungen kleine Defizite aufwies. So betrugen die Einnahmen des Jahres 1706 896 Reichstaler, denen der Komtur 200 Reichstaler als direktes Einkommen entnehmen konnte. Die Kommende, welche 80 Morgen Ackerland und 60 Morgen Weideland besaß, wurde 1806 säkularisiert und ihre Besitzungen vom Großherzogtum Berg und dem Herzogtum Aremberg in Besitz genommen. Dem letzten Komtur wurde noch, bis zu seinem Tode, eine Pension zugestanden[6].

II.        Komture

Gerhard von Straberg (1252-1257)

Otto von Langenberg (1269-1272?)

Konrad von Ritberg (1272)

Thomas (1285-1296)

Heinrich von Wickede (1321)

Heinrich von Herricke

Heinrich von Laykem (1344)

Hermann gen. Jude (1349)

Adolf gen. Broede (1351)

Goswin von Bytinchove (1354)

Adam von Dalhusen (1355-1357)

Heinrich von Dungheden (1363-1377)

Wilhelm von Schwelm (1394)

Schweder von Voerden (1399-1408)

Dietrich von Plettenberg (1424-1429)

Claes von Schönebeck (1437-1440)

Frank von Hönnepel (1443-1473)

Adrian von Doert (1473-1474)

Wilhelm von Graess (1474-1482)

Heinrich von Bodelschwingh (1483-1526) [7]

Wilhelm Overlaker (1529-1535)

Hermann Overlacker (1540-1560)

Rottger Overlacker (1565-1577)

Christoph von Dellwig (1591-1625)

Rab Luther von Schilder (1629-1632)

Heinrich von Ittersum (1628-1650)

Eberhard von Dellwig (1651/52)

Gisbert von der Capellen (1662-1670)

Eberhard von Dellwig (1671-1674)

Johann Hunold von Plettenberg (1675-1679)

Wilhelm von Plettenberg (1679-1688/92)

Ferdinand Rottger von Dobbe (1692-1703)

Georg Levin von Nagel (1705-1711)

Rosier Gottfried von Dellwig (1713-1718)

Franz Gaudenz Xerxes von Westrem (1718-1724)

Franz Wilhelm Bernd von Westrem (1727-1729)

Raban Henrich von Haxthausen (1737-1793)

Johann Wilhelm von Loe[8]


[1] Werner Bergmann, Geschichte und Quellen der Deutschordenskommenden im Ruhrgebiet am Beispiel der Kommende Welheim. Von den Anfängen bis zum Vorabend der Reformation., Bottrop 2017, S. 19-21

[2] Werner Bergmann, Geschichte und Quellen der Deutschordenskommenden im Ruhrgebiet am Beispiel der Kommende Welheim. Von den Anfängen bis zum Vorabend der Reformation., Bottrop 2017, S. 33

[3] Sascha Schug, Der Deutsche Orden in Westfalen: von der Reformation bis zur Säkularisation, o. O. 2016, S. 52-54

[4] Klaus Militzer Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005, S. 59

[5] Werner Bergmann, Geschichte und Quellen der Deutschordenskommenden im Ruhrgebiet am Beispiel der Kommende Welheim. Von den Anfängen bis zum Vorabend der Reformation., Bottrop 2017, S. 24-27

[6] Hans Jürgen Dorn, Die Deutschordensballei Westfalen (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 26), Marburg 1978, S. 35-45

[7] Werner Bergmann, Geschichte und Quellen der Deutschordenskommenden im Ruhrgebiet am Beispiel der Kommende Welheim. Von den Anfängen bis zum Vorabend der Reformation., Bottrop 2017, S. 33

[8] Hans Jürgen Dorn, Die Deutschordensballei Westfalen, Marburg 1978, S. 222-223