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Papst Pius IX.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Papst Pius IX.Papst Pius IX.

 

I. Kindheit und Studium

Papst Pius IX. wurde am 13. Mai 1792 in Senigallia als Giovanni Maria Mastai-Ferretti geboren und war der Sohn des Grafen Geronimo Mastai-Ferretti, seine Mutter war Contessa Catarina Solazzi. Er war das siebente Kind einer frommen Familie, welche jedoch politisch lieberale Ansichten vertrat, auch wenn sein Vater damals Bürgermeister der im Kirchenstaat gelegenen Stadt war. Von einer religiösen Erziehung geformt, empfing er 1799 die Firmung und 1803 die Erstkommunion. Im Herbst des Jahres siedelte er dann nach Volterra über, wo er bis 1809 das Adelskolleg der Piaristen besuchte. Hier galt er als glänzender Schüler und erwarb sich Preise in Mathematik, Musik und Kunst. Doch seit 1808 stellten sich bei ihm, aufgrund eines früheren Sturzes ins Wasser, epileptische Anfälle ein. Trotzdem erteilte ihm Bischof Incontri im September 1809, nachdem er seine humanistischen und philosophischen Studien beendet hatte, die Tonsur und die niederen Weihen. Nun begab er sich nach Rom, wo er bei seinem Onkel Wohnung nahm, und begann im römischen Kolleg mit dem Studium der Philosophie, Mathematik und Physik. Doch schon im Spätjahr 1810 musste er aufgrund der politischen Zeitumstände die Stadt wieder verlassen und begab sich zu seinem Onkel, dem Bischof von Pesaro. Als dieser Aufgrund der Eidverweigerung auf die Verfassung in Haft genommen wurde, verliess Mastei-Ferretti das Städtchen und ließ sich 1811/12 in Mailand in die Eherngarde einschreiben. Doch wurde er aufgrund seiner Epilepsie hiervon wieder befreit. 1814 siedelte er wieder von Senigalia nach Rom über, wo er nun das Studium der Theologie begann, jedoch bereits 1815 wieder abbrach, da er nun in die päpstliche Nobelgarde eintrat. Aufgrund seiner Epilepsie wurde ihm der Militärdienst aufs Neue verweigert und er kehrte zu seinen philosophischen, theologischen und mathematischen Studien zurück. Nachdem er 1816 zum Subdiakon und 1817 zum Diakon geweiht worden war, half er im folgenden Jahr bei der Volksmission in seiner Heimatstadt mit. Die Priesterweihe genehmigte ihm Papst Pius VII. nur unter der Auflage, dass ein Mitbruder ihm bei der Hl. Messe Assistiere. Auf die Bitten Mastai-Ferrettis verzichtete der Papst dann jedoch auf diese Auflage und er wurde am 10. April 1819 zum Priester geweiht. Seit dieser Zeit kam es zu keinen epileptischen Anfällen mehr, doch behielt er zeitlebens eine große Erregbarkeit.


II. Erste Aufgaben

Seine erste Anstellung fand Mastai-Ferretti als Direktor im Waisenhaus Tata Giovanni, deren Kinder er auch Zeichnen und Geometrie lehrte. Als Papst Pius VII. 1823 eine Delegation zur Abwicklung der Kirchenfragen in den unabhängig gewordenen Staaten Südamerikas nach Chile sandte, wurde er zum Auditor des Erzbischofs Giovanni Muzzi ernannt. So reiste er am 23. Juni 1823 mit dem Gesandten und dem Sekretär Sallusti nach Chiele ab, wo sie zur Jahreswende eintrafen. Ein beschwerlicher Landweg von drei Monaten führte sie dann nach Santiago, wo sie am 17. März 1824 eintrafen. Doch machten die Behörden solche Schwierigkeiten, dass sie wieder nach Rom zurückkehrten, welches sie am 6. Juli 1826 erreichten. Für Mastai war das Thema Diplomatie gestorben, zumal er sich eher zur Seelsorge hingezogen fühlte, so dass er eine Ernennung zum Nuntius in Paris (1835), bzw. Neapel (1839) ablehnte.


Papst Leo XII. ernannte ihn nun zum Prälaten und Kanoniker von Via Lata, wie auch zum Präsidenten des Waisenhauses San Michele, welches er reformierte. Nebenbei betätigte er sich noch als Prediger und Beichtvater. Am 21. Mai 1827 zum Erzbischof von Spoleto ernannt, empfing Msgr. Mastai am 3. Juni 1827 durch Kardinal Castiglioni (1829-1830 Papst Pius VIII.), in der Kirche San Pietro in Vinculi, die Bischofsweihe und reiste in sein Bistum ab. Hier visitierte er, kümmerte sich um die Priesterausbildung, gründete ein Jugendhospiz und rief eine organisierte Caritas ins Leben. Als sich 1831 die Revolte der Aufständischen unter Sercognani Spoleto näherte, verließ er die Stadt und zog sich zu den Kapuzinern nach Leonessa zurück. Zum päpstlichen Delegaten ernannt, kehrte er nach Spoleto zurück und führte eine friedliche Beendigung des Aufstandes herbei. Doch schon ein Jahr später wurde die Region von einem zerstörerischen Erdbeben heimgesucht, so das Mastai alles was er besass zur Linderung der Not hergab.

Am 16. Februar 1832 ernannte Papst Gregor XVI. Mastai-Ferretti zum Bischof von Imola, was faktisch aufgrund der Größe der Diözese eine Beförderung war. Gleichzeitig verlieh ihm der Papst den Titel eines Erzbischofs "ad Personam". Auch in Imola begann er mit seinem Reformwerk. Er wohnte persönlich den Prüfungen seiner Seminaristen bei, gründete ein Konvikt, ein Knabenseminar und ein Exerzitienhaus, in welchem er selbst zweimal im Jahr Exerzitien machte. Wie in Spoleto, so lag auch hier sein Augenmerk vor allem auf der Caritas. Sein Bemühen um Verurteilte und Verschwörer brachte ihm hierbei jedoch den Ruf eines Liberalen ein. Nachdem der Papst ihn am 23. Dezember 1839 "in pectore" zum Kardinal promovierte, proklamierte er seinen Namen am 14. Dezember 1840 und ernannte ihn zum Kardinalpriester von SS. Marcellino e Pietro. Gleichzeitig wurde er auch in die Kongregationen der Riten, Ablässe, Bischöfe und Regularen berufen.


III. Konklave

Nach dem Tode Papst Gregor XVI., 1846, brach der Kardinalbischof nach Rom auf, wobei sich angeblich eine Taube auf seinen Wagen setzte, was bereits als himmliches Zeichen gesehen wurde. Von den 62 Kardinälen versammelten sich 52 in Rom, welche sich sogleich in ein römisches Lager um Kardinal Bernetti und ein genuesisches Lager um Kardinal Lambruschini spalteten. Im Grunde der alte Kontrast zwischen "Liberalen" und "Zelanten". Nachdem am 3. Juni die erste Kardinalskongregation getagt hatte, zog man am 14. Juni, um 23.00 Uhr, ins Konklave. Schon bei der ersten Abstimmung fielen 15 Stimmen auf Lambruschini und 13 auf Mastei. Die zweite Abstimmung, am Nachmittag, brachte dann nur noch 13 Stimmen für Lambruschini und 17 für Mastai. In einer Rede des Kardinaldekans soll dieser Kardinal Lambruschini als "Papa del Diavolo" bezeichnet haben und weiter: "Wenn Gott die Wahl macht, wird Mastai gewählt; mischt sich der Böse ein, dann Sie oder ich!" Der Streit, um welchen es sich eigentlich drehte, war die Regierungsform des Papstes, welche in den letzten Jahren an den Rand einer Terrorherrschaft geraten war. Am Morgen des 16. Juni stiegen Mastais Voten dann auf 27, während Lambruschini lediglich noch 11 auf sich vereinigen konnte. Am Nachmittag erbat Mastai, der die Stimmen verlass, mitten in der Wahl einen Vertreter, da er seinen eigenen Namen bereits 28 mal verlesen hatte und er kaum noch des Lesens fähig war. Nun reichte er die Wahlzettel an Kardinal Fieschi weiter, wurde bei seiner 30ten Nennung totenbleich, was diesen jedoch nicht beeindruckte. Mit 36 Stimmen wurde Mastai gewählt und gab sich in dankbarer Erinnerung an Pius VII. den Namen Pius IX.


IV. Frühes Pontifikat

Nachdem er am 17. Juni vom Quirinal feierlich als Papst verkündet worden war, wurde Papst Pius IX. am 21. Juni 1846 feierlich gekrönt. Die Stimmung des Volkes war hierbei bestens, da man in ihm den ersehnten "liberalen" Papst sah. Und tatsächlich wiess auch vieles erst einmal darauf hin. Wenn sein Denken auch wesentlich offener wie das seines Vorgängers war, so schleuderte er den Zeitverirrungen doch bereits in seiner Antrittsenzyklika ein Anathema entgegen. Nichtsdestotrotz schaffte er erst einmal die Militärkommissionen der Romagna ab und gründete zahlreiche caritative Werke. Eine Kommission von sechs Kardinälen wurde mit der Ausarbeitung einer zeitgemässen Staatsreform beauftragt und zahlreiche Amnestien erlassen, was ihm u. a. auch diplomatische Verwiklungen mit Österreich einbrachte. Gleichzeitig gab es in Rom jedoch auch Fackelzüge der Dankbarkeit vor den Quirinal, wo er teilweise dreimal heraustreten musste und der jubelnden Menge seinen Segen erteilte. 1847 wurden die Kommunalverwaltungen neu geordnet und durch ein Motuproprio neun Ministerien geschaffen (Aussenministerium mit Kardinalstaatssekretär, Innenministerium, Unterricht, Recht, Finanzen, Wirtschaft und Kultur, öffentliche Arbeiten, Armee, Polizei). Eine Neuheit war, dass die Hälfte der Amtsinhaber keine Kleriker waren. In seinem Fundamentalstatut für den Kirchenstaat, vom 14. März 1848, bewilligte er zwei beschließende Kammern. Einen  hohen Rat vom Souverain und eine zweite als zu wählendes Abgeordnetenparlament des Volkes. Der Papst wurde damit zum Volkshelden und mit Straßentumulten gefeiert, was er vergeblich versuchte einzudämpfen. Was der Papst nicht mitbekam, revolutionäre Kräfte schürten in seinem Umfeld mehr denn je. Seine Massnahmen trugen den Stempel fieberhafter Überstürzung, nachdem in vergangenen Jahrzehnten alles Notwendige geradezu unterlassen worden war. Die Revolutionen anderer Länder, wie Frankreich und Deutschland, schwappten natürlich auch auf Italien über  und kochten hier besonders auf. Vorsichtige Anbahnungen zu einer Zollunion, wie 1848, verpufften da natürlich. Zumal in Italien der Einigungsgedanke immer stärker empowuchs. Wurde Pius zunächst zu einer Figur der italiänischen Einigung hochstilisiert, so verpuffte dies doch nach seiner Weigerung an einem Krieg gegen Österreich teilzunehmen zusehends. Öffentlich erklärte er, dass er nie die Absicht gehabt habe "als Vater aller Katholiken - es sei denn, er werde provoziert - gegen irgend jemanden Krieg zu führen." Die sich ausweitende Staatskrise führte zum Sturz der Regierung Antonelli. Er beauftragte unter Druck nun Terenzio Mamiani della Rovere zu einer Kabinettsbildung, welche offen auf eine Trennung von Kirche und Staat hinaus lief, wovon er sich persönlich jedoch distanzierte. Gleichzeitig kam in ganz Italien der Gedanke eines Bundesstaates auf, welcher den Papst als Präsidenten haben sollte. Die angeheizte Atmosphäre putschte sich zu einer Revolution auf und die aufgewiegelte Meute stand letztendlich vor dem päpstlichen Palast. Ehemalige Revolutionäre, welche die zweite Kammer und das Kabinett bildeten, waren letztendlich doch kein Weg in die Zukunft eines Kirchenstaates, dessen Regierung er bereits früh in die Hände eines Laien als Ministerpräsidenten gelegt hatte.


V. Flucht

Papst Pius IX. war in seinem Quirinalpalast zum Gefangenen geworden und der päpstliche Protest gegenüber den Gesandten anderer Staaten half ihm da auch nicht mehr weiter. Der bayrische Gesandte Karl von Spaur bereitete für ihn eine Flucht vor, welche er ihm nahelegte und Pius IX. auch annahm. Am 24. November 1848 sprach der französische Botschafter bei ihm vor und verlass ihm mit lauter Stimme Berichte. Dieser war mit in den Plan einbezogen, so dass der Papst in dieser Zeit als einfacher Priester verkleidet über einen geheimen Gang ins Freie gelangte. Doch auf dem Weg stiess man auf eine versperrte Tür. Man musste den Schlüssel suchen, während er auf Knien Gebete verrichtete. Einmal draussen, bestieg Pius eine Kutsche. Gemeinsam mit Spaur und seiner Familie verliess er die Stadt. Bei sich trug er das Ciborium Papst Pius VI. In Gaeta stieg er im Hotel Giardinetto ab, wo er von König Ferdinand von Neapel begrüsst wurde. Inzwischen mit Asylangeboten aus Spanien, England, Frankreich, Malta... überhäuft, entschied er sich zu einem Aufenthalt im Königreich Neapel, da er dort Rom am Nächsten sei. Ihm folgten auch die übrigen Diplomaten, so dass Rom zu einer weltpolitischen Nichtigkeit wurde und Gaeta internationalen Flair erhielt. Am 29. November 1848 besuchte Pius Neapel, von wo aus er Benevent besuchte. Obwohl zum Kirchenstaat gehörig, war diese Stadt doch immer noch dem Papst ergeben. Mit gespannter Aufmerksamkeit und tiefem Schmerz verfolgte der Papst die Vorgänge in Rom, welches sich zur Republik ausgerufen hatte. Da er es selbst nicht konnte, so rief er die auswärtigen Höfe zur Wiedererlangung seiner Herrschaft an. Österreich und Frankreich überschlugen sich in ihrer Rivalität, so dass erstere am 24. April 1849 mit 10.000 Mann in Civitavecchia landeten und gegen Rom marschierten. Am 3. Juli sandte man dem Heiligen Vater die Nachricht von der Einnahme Roms und die Stadtschlüssel, so dass er am 5. Juli ein Gratulationsschreiben senden konnte. Papst Pius IX. kehrte nun nach Rom zurück, wo er am 14. September 1849 eine beschränkte Begnadigung in Aussicht stellte, jedoch sein Vertrauen in sein Volk verloren hatte.


VI. Spätes Pontifikat

Von fremder Waffengewalt in seine Rechte wieder eingesetzt und nun beständig auf diese angewiesen, war von seinem liberalen Reformeifer nicht mehr viel übrig geblieben. Unter dem Staatsekretär gab es nun noch die Ministerien für Inneres, Finanzen, Justiz, Handel und Krieg. Diese waren nun aber eng an die kirchliche Autorität, vertreten durch den Kardinalstaatssekretär, gebunden. Schon am 22. November erfolgte die Provinzaleinteilung in vier Legationen, 20 Provinzen, 45 Distrikten, 177 Governi und 1.219 Kommunen. An ihrer Spitze standen zukünftig Kardinäle oder Prälaten, welchen für finanzielle Angelegenheiten vom Papst ernannte Räte zur Seite standen. Zwar kamen diese Vorschläge noch aus den Kommunen selbst, doch war von der ehemaligen Liberalität des Papstes hier kaum noch etwas zu verspüren. Weitere erlasse enthielten zwar viel in Richtung Fortschritt, doch waren sie im Ganzen, zumal zu den Erlassen zu Pontifikatsbeginn, ein Rückschritt. Die steigende Unzufriedenheit der Bevölkerung brauchte dementsprechend auch nicht lange auf sich warten zu lassen. Um sich aus der Abhängigkeit der Franzosen zu befreien, warb Pius ein Heer aus 20.000 Franzosen, Österreichern und Schweizern. Dieses kam dann am 3. November 1867 auch tatsächlich  gegen das italiänische Heer zum Einsatz (Schlacht bei Mentana), doch konnte es nur unter französischer Unterstützung der Übermacht standhalten. So blieben die französischen Truppen bis zum Untergang des Kirchenstaates. Genauer gesagt, wurde ihr Abzug der Untergang des Kirchenstaates.


VII. Innerkirchliches Wirken

Unter Papst Pius IX. begann nicht nur die kirchliche Zentralisierung in Rom und damit die Stärkung seiner geistlichen Macht, sondern auch die Verlagerung des päpstlichen Augenmerkes vom Kirchenstaat auf die Weltkirche. Schon zu Beginn seines Pontifikates plante er die Veröffentlichung einer Enzyklika, welche die Hauptirrtümer der Zeit anprangern sollte, welche dann am 8. Dezember 1864 auch tatsächlich unter dem Namen "Syllabus" herausgegeben wurde. Zwei Tage vorher (6. Dezember) kündigte er dem Kardinalskollegium unter Geheimhaltung die Eröffnung eines Konzils an. Schon zweimal hatte er zu einer Bischofssynode nach Rom eingeladen. Auf der ersten Synode verkündete er unter dem Beisein von fast 200 Bischöfen am 8. Dezember 1854 die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariens als Dogma, auf der zweiten, anlässlich der Heiligsprechung der 26 japanischen Märtyrer an Pfingsten 1862, waren über 300 Bischöfe anwesend. Am 29. Juni 1867 hatte er, anlässlich der achtzehnten Säkularfeier zum Martyrium der Apostelfürsten Petrus und Paulus, mehr als 500 Bischöfe um sich versammelt, als er zum Konzil einlud. Die Einberufungsbulle vom 29. Juni 1868 erging auch an die Schismatischen Bischöfe, welche darauf jedoch nicht reagierten. 692 Bischöfe zogen am 8. Dezember 1869 in das 1. Vatikanische Konzil, welches den Höhepunkt seines Pontifikates bildete und auf welchem am 18. Juli 1870 535 Bischöfe für die Verkündigung des Dogmas der Unfehlbarkeit des Papstes in Lehr- und Sittenfragen stimmten. Da der Abzug der französischen Truppen einen Einmarsch der Italiener angündigte, wurde das Konzil am 20. Oktober vertagt. Doch galt das Augenmerk des Papstes auch der Mission, welche er nicht nur unterstützte, sondern auch durch zahlreiche Neuerrichtungen von Bistümern, Vikariaten und Präfekturen ordnete. So gab er Großbritannien, welches immerhin 700.000 Katholiken zählte, endlich wieder eine kirchliche Hierarchie und hob es dadurch aus dem Stand einer Mission heraus. Auch ordnete er die Beziehung der Kirche zu den Staaten, indem er 1851 mit Spanien und Toskana, 1855 mit Österreich, 1857 mit Portugal, 1859 erneut mit Spanien, 1860 mit Haiti, 1861 mit Honduras und 1862 mit Ecuador, Venezuel, Nicaragua und San Salvador Konkordate schloss, womit er auch eine Anerkennung der neuen Staaten in Süd- und Mittelamerika einräumte.


VIII. Letzte Jahre und Tod

Nachdem die Grenzen des Kirchenstaates am 11. September 1870 überschritten worden waren, fand der Kirchenstaat am Morgen des 20. September sein Ende. Es gab nur geringen Widerstand, der fast nur noch eine symbolische Bedeutung besass. Pius selbst sass von nun an im Vatikan fest und betrachtete sich als "Gefangener im eigenen Haus", welches er nur noch dreimal zu kurzen Besuchen verließ (1872, 1875, 1876). Nicht das er am Verlassen gehindert worden wäre, doch war dies die Art und Weise seines Protestes gegen die Annexion des Kirchenstaates. Bei ihm, im Vatikan, blieben noch etwa 530 Personen, darunter seine vier Kammerdiener. Seit 1868 an einer Gesichtsrose leidend, kam später noch ein chronisches Beingeschwulst hinzu. Die Hitze des Sommers 1877 ließ seine Füsse dann so anschwellen, dass er nur noch sitzen konnte. Nachdem er seit dem 21. November 1877 aufgrund einer Erkältung für 75 Tage das Bett hüten musste, ging es ihm wieder besser und er konnte sogar wieder in seinem Zimmer umhergehn. Nachdem er sich aber am 5. Februar 1878 eine Bronchitis zugezogen hatte, bekam er am nächsten Tag ein akutes Fieder, welches mit Chinin und einer Öffnung seiner Beinwunde bekämpft wurde. Am Abend war er dann jedoch so geschwächt, dass er auch sein Abendessen nicht mehr schlucken konnte. Seit Mitternacht mit Schüttelfrost geplagt, ereilte ihn zwischen drei und fünf Uhr ein asthmatischer Anfall mit rasendem Puls. Nachdem er um 7.00 Uhr gebeichtet, die Wegzehrung und letzte Ölung erhalten hatte, setzten ab Mittag Lunge und Puls aus, so dass er zu röcheln begann, die Glieder erstarrten, die Augen gläsrig wurden und die Stirn sich mit Schweiss benetzte. Sanft schlummerte er dann um 17.40 Uhr ein, es war der 7. Februar 1878.


Papst Pius IX., bei dem der apostolische Dienst seines Amtes stets im Vordergrund stand, wurde zunächst in der Krypta des Vatikans beigesetzt und ruht heute in der Kirche S. Lorenzo al Verano, wohin man sie in der Nacht des 13. Juli 1881 überführte. Denn es bestand die Gefahr, dass man sie in die Fluten des Tibers warf, was auf der Engelbrücke eine Rotte von Fanatikern vergeblich versuchte.


IX. Lebensgewohnheiten

Der Tagesablauf Pius IX. hatte vom ersten Tage seines Pontifikates an etwas klösterliches. Nach dem Aufstehen, um 5.30 Uhr, widmete er eine Stunde der Betrachtung, feierte anschließend die Hl. Messe, hörte noch eine zweite. Nachdem er dann eine Tasse Bouillon und Kaffee zum Früstück genommen hatte, begab er sich gegen 7.00 Uhr zur Arbeit in ein schlichtes Kabinett. Hier empfing er die Beamten, machte dann einen rund einstündigen Spaziergang. Gegen 14.00 Uhr nahm er sein Mittagessen zu sich, welches aus einer Suppe, etwas Fleisch mit Kartoffeln und einem halben Glas Wein bestand. Es folgten Breviergebet und Rosenkranz, bevor er um 17.00 Uhr weitere Arbeiten erledigte und Beamte empfing. Nachdem er dann um 21.00 Uhr etwas Gemüse zum Abendessen eingenommen hatte, ging er um 22.00 Uhr zu Bett, einem schlichten Eisenbett, welches in einem ärmlich möblierten Zimmer stand.


X. Edgardo Mortara
 
Edgaro Mortara war der Adoptivsohn des Papstes. Er wurde am 27. August 1851als Sohn jüdischer Kaufleute in Bologna geboren. Während einer Krankheit heimlich von einer Dienstmagd getauft, drang am Abend des 23. Juli 1858 ein bologneser Polizeikommandant in das Haus ein und nahm den sechsjährigen Edgaro mit, da die Erziehung getaufter Kinder im Kirchenstaat keinen Nichtchristen überlassen werden dürften. Obwohl dieser Vorgang international unangenehmes Aufsehen erregte, wurde der Junge in Rom christlich erzogen. Die Adoption des 13jährigen Edgaro durch den Papst spülte noch einmal die Entrüstung der Presse herauf, welche scheinbar an dem Jungen an sich jedoch kein Interesse hatte. Über Jahre hinweg versuchten die leiblichen Eltern Mortaras ihren Sohn zurückzugewinnen, welcher sich mit 18 Jahren öffentlich für ein Leben als Katholik entschied. Nachdem 1869 zum Studium nach Frankreich übergesiedelt war, trat er 1871 bei den Augustinern ein. 1873 zum Priester geweiht, hatte er bereits früher aus Verehrung zu seinem Adoptivvater den Namen Pio angenommen. Eine vielzahl von Sprachen sprechend, war Mortara unter anderem als Missionar unter Juden in München, Mainz und Breslau tätig. 1893 für kurze Zeit als Missionar in New York, musste er diese Station wieder verlassen, da der Erzbischof eine gezielte Evangelisierung der Juden der Stadt New York ablehnte. Sich stets für eine Kanonisation seines Adoptivvaters einsetzend, verstarb er am 11. März 1940 in Paris.